Verehrte Mitglieder und Leserschaft,
selbstverständlich beginnen wir diese Ausgabe 2023 mit einem großen Dankeschön an Herrn Prof. Dr. Michael Bolus für seine 19 Jahre währende wissenschaftliche Redaktion der MGfU! 19 Jahre lang betreute Michael Bolus professionell und voll der Kenntnisse der Urgeschichtsforschung alle Manuskripte der Mitteilungen. Er war erste Ansprechperson für die Autorinnen und Autoren sowie für den Herausgeber, Nicholas Conard. Michael Bolus ist berühmt für seine Verlässlichkeit und Beständigkeit sowie seine Feinsinnigkeit und das Verfassen guter Kritiken. Er hat die MGfU international bekannt gemacht und sein Name steht für Qualität. Bis zum Wechsel der MGfU zum Kerns Verlag 2020 übernahm Michael Bolus neben der Redaktion auch das Layout und die Gestaltung der Beiträge. Diese Mühe wurde allseits sehr geschätzt.
Michael Bolus ging zum 31.12.2023 in den wohl verdienten Ruhestand. Wir wünschen ihm Alles Gute. Das Amt der wissenschaftlichen Redaktion übergab er an Sibylle Wolf. Sie wird die Arbeit in seinem Sinne und im Sinne der MGfU gewissenshaft und mit Freude weiterführen. Das Peer-Review Verfahren wird weiterhin die sehr gute Qualität der Beiträge gewährleisten und in der Gesamtheit der Ausgaben werden sich keine Veränderungen ergeben. In der mittlerweile gewohnten und bewährten Zusammenarbeit mit dem Kerns Verlag Tübingen werden die MGfU publiziert.
Das Heft 2023 beginnt wie gewohnt mit der Laudatio auf die Preisträgerin des von Romina Mineralbrunnen GmbH gestifteten Förderpreises für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie, Frau Dr. Briana N. Doering aus Alaska. Die Laudatio verfasste Frau Britt Starkovich und sie ehrt die Preisträgerin auf exzellente Weise.
Briana N. Doering gibt einen Abriss über die Feldarbeiten an der Bachner site in Zentralalaska. Sie konnte dort etwa 13 000 Jahre alte Kochstellen auf heißen Steinen nachweisen. Hier wurde auch Fisch verzehrt und dies lässt auf die Wanderbewegungen der damaligen Bewohner Alaskas schließen. Der Beitrag fasst ihre preisgekrönte Dissertation zusammen.
Laura Centi und Nicholas Conard stellen uns mittelpaläolithische sogenannte Bulb Retoucher aus der Sirgenstein-Höhle im Achtal vor. Damit bereichern sie unseren Blick auf eine Werkzeugkategorie der Neandertaler, die eine große Rolle in deren Alltag als Standardwerkzeug gespielt hat. Die Autoren zeigen, dass sich solche Retuscheure eignen, um vergangene Mobilität und Siedlungsmuster zu rekonstruieren.
Andrei Bălărie, Ewa Dutkiewicz und Adriana Sărăşan geben einen fundierten Überblick über die paläolithischen Fundstellen im Westen Rumäniens, dem Banat. Sie haben mittels der Analyse von Daten aus der rumänischen Datenbank des Nationalen Archäologischen Repertoriums (RAN), sowie dem Heranziehen von Primärliteratur, die paläolithischen Fundstätten in der Region kategorisiert und die Zuverlässigkeit der verfügbaren Informationen kritisch bewertet. Sie stellen die Höhle Peştera cu Apă in Româneşti, Kreis Timiş, besonders in den Vordergrund, da dort altsteinzeitliche Ablagerungen erwartet werden. Ein Rumänisch-Deutsches Team unter Leitung des Banater Nationalmuseums nahm 2023 dort aktuelle Ausgrabungen vor. 2024 werden die Grabungen fortgesetzt. Bleiben wir gespannt!
Die Autorengruppe unter Leitung von Rudolf Walter und Sibylle Wolf stellt Oscar Fraas als ersten Experimental-Archäologen Süddeutschlands und seine Erkenntnisse zur Urgeschichte vor. Die ausführliche Literaturrecherche hat zahlreiche Zitate ans Licht gebracht, die unser Interesse wecken. Außerdem stellen die Autoren archäologische Funde aus der ersten Ausgrabung im Hohle Fels in Schelklingen 1870/71 unter Leitung von Fraas und Hartmann vor, die im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart aufbewahrt und kuratiert werden. Es handelt sich um Pferdezahnschmuck und um Knochenretuscheure. Eine Radiokohlenstoff-Datierung an einem der Zähne ergab ein gravettienzeitliches Alter. Dies belegt, dass Oscar Fraas in der Höhlenhalle bis in die gravettienzeitlichen Schichten grub. Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse aus unserer Region und auch aus den alten Ausgrabungen – das motiviert uns.
Die Jahresexkursion der GfU unter der fachkundigen Leitung von Kurt Langguth und der perfekten Organisation von Manfred Gaßner nach Mittelfrankreich war wieder einmal ein voller Erfolg. Claudia Pathe beschreibt im Detail und mit Humor die Eindrücke, die sie während der Exkursion sammelte.
Wir teilen auch wie jedes Jahr den Jahresbericht 2023 mit Ihnen.
Wir danken allen Gutachterinnen und Gutachtern für ihre wertvolle Arbeit. Die MGfU können online beim Kerns Verlag gelesen und heruntergeladen werden wie auch auf der Homepage der Abteilung für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie: https://uni-tuebingen.de/de/88695
Viel Freude beim Lesen wünschen
Sibylle Wolf und Nicholas J. Conard