Foreword

Mit diesem Heft erscheint in bewährter Kooperation mit dem Tübinger Kerns Verlag Band 31 der Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte (MGfU).

Mit diesem Heft erscheint in bewährter Kooperation mit dem Tübinger Kerns Verlag Band 31 der Mitteilungen der Gesellschaft für Urgeschichte (MGfU).

Wie schon bei den vorhergehenden Bänden, ist die Qualität aller eingesandten Manuskripte dadurch gewährleistet, dass diese vor dem Abdruck einem Begutachtungs-Prozess durch unabhängige Fachwissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland unterzogen werden und auf Grundlage von deren Kommentaren die Autorinnen und Autoren ihre Manuskripte überarbeiten.

Chronologisch umspannen die Beiträge dieses Mal einen Zeitraum von etwa 1,8 Millionen Jahre vor heute bis in die Jungsteinzeit, geographisch sind sie in Ostafrika und Japan sowie West- und Mitteleuropa verortet.

Traditionsgemäß eröffnet der Beitrag der Gewinnerin/des Gewinners des Tübinger Förderpreises für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie die Reihe der wissenschaftlichen Aufsätze. Preisträgerin ist im Jahre 2022 Dr. Lucía Cobo-Sánchez aus Spanien. Mittels einer minutiösen räumlichen und taphonomischen Analyse einer in den letzten Jahren ausgegrabenen Fundstelle in der Olduvai-Schlucht in Tansania hat sie sich in ihrer preisgekrönten Dissertation mit frühem menschlichem Ernährungsverhalten auseinandergesetzt. Damit liefert sie gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur Klärung der Funktion sehr alter Fundplätze in Afrika und wirft ein Licht auf Kooperation und gemeinsame Nutzung von Nahrung durch unsere frühen Vorfahren vor fast 2 Millionen Jahren.

Takuya Yamaoka und seine Kollegen geben in ihrem Beitrag einen Überblick über das Verhalten früher moderner Menschen auf den Japanischen Inseln. Da ein guter Teil der Fachliteratur zu diesem Thema in japanischer Sprache verfasst ist und meist nur englische Zusammenfassungen zu den Veröffentlichungen vorliegen, hat die Leserschaft die seltene Gelegenheit, hier Informationen aus erster Hand zu erhalten, die ihnen normalerweise nicht erschließbar sind. Michael Jochim fragt in seinem Beitrag nach den demographischen Grundlagen spätpleistozäner kultureller Veränderungen in West- und Mitteleuropa. Dabei steht die Frage im Vordergrund, ob die beobachtbaren Veränderungen mit der Einwanderung menschlicher Gruppen von außen eine Rolle spielen. Archäologische Befunde werden zur Beantwortung dieser Frage ebenso hinzugezogen wie die Ergebnisse genetischer Analysen.

Nicholas Conard und seine Co-Autorinnen und -autoren legen die Ergebnisse einer detaillierten Analyse eines Fundstückes vor, das 2008 bei den Nachgrabungen im alten Grabungsaushub Gustav Rieks am Vogelherd geborgen wurde. Es handelt sich um ein aus einem Wildschweinhauer gefertigtes Objekt, das auf den ersten Blick einer stilisierten magdalénienzeitlichen Frauendarstellung vom Typ Gönnersdorf ähnelt. Anhand von Vergleichen mit ähnlichen Funden aus dem Mesolithikum und Neolithikum Deutschlands, Frankreichs und der Schweiz wird jedoch dargelegt, dass eine solche Ansprache nicht zutrifft, sondern es sich bei dem Stück wohl um ein mesolithisches oder neolithisches Artefakt handelt.

Ein gerade in der heutigen Zeit aktuelles Thema greift Leonie Turnwald in ihrem Beitrag auf. Sie beschreibt Modellierungen unterschiedlicher Landschafts- und Klimawandelszenarien zur Renaturierung des Tagebaus Schöningen mit verschiedenen großen Pflanzenfressern.

Die Jahresexkursion 2022 führte die Mitglieder der GfU nach Nord- und Mitteldeutschland zu wichtigen Fundplätzen wie z.B. Schöningen und ins Neandertal. Karin Weiß-Wrana und Sabine Echterbecker beschreiben die wichtigsten Eindrücke von dieser Exkursion.

Die erste Vorsitzende der GfU, Sibylle Wolf, schließlich legt den Jahresbericht für 2022 vor und greift dabei auch auf den letzten Teil des Pandemiejahres 2021 zurück. Erneut beeindrucken die zahlreichen Aktivitäten der Gesellschaft.

Obwohl auch das Jahr 2022 noch unter Beeinträchtigungen aufgrund der Corona-Pandemie zu leiden hatte, war es sowohl für die Wissenschaft als auch für den Verein ein erfolgreiches Jahr. So kann wieder ein umfangreicher Jahresband vorgelegt werden, dessen Beiträge, wie bereits erwähnt, chronologisch und geografisch ein besonders breites internationales Spektrum abdecken. Als Herausgeber hoffen wir, dass die Leserinnen und Leser, sowohl aus der Fachwelt als auch aus der breiten Bevölkerung, die Begeisterung teilen, mit der wir diesen Band zusammengestellt haben.

Allen Kolleginnen und Kollegen des Wissenschaftlichen Beirats sowie allen Gutachterinnen und Gutachtern danken wir für die große Unterstützung dabei, die MGfU weiterhin zu einer international renommierten Fachzeitschrift zu machen, die gleichzeitig ein sichtbares Aushängeschild der Gesellschaft für Urgeschichte ist.

Nur am Rande sei darauf hingewiesen, dass wieder die Titel aller Beiträge sowie sämtliche Bild- und Tabellenunterschriften zweisprachig, d.h. deutsch und englisch, wiedergegeben sind, ebenso die Zusammenfassungen aller Hauptbeiträge. Wie gewohnt, können alle Beiträge weiterhin kostenfrei unter der Adresse mgfuopenaccess.org im Internet abgerufen und heruntergeladen werden. Seit Band 29/2020 sind die Aufsätze zusätzlich über den Tübinger Kerns Verlag kostenfrei abruf- und herunterladbar (https://kernsverlag.com/de/serie/open-access/).

Wie immer haben wir die Hoffnung, das Interesse unserer Leserschaft getroffen zu haben und wünschen eine spannende und lehrreiche Lektüre.

Michael Bolus Nicholas J. Conard